Hasan liebstes Hobby ist das Fahrradfahren – trotz halbseitiger Lähmung. Bei Wheels of Motion hat er die Chance nicht nur sich selbst, sondern auch allen anderen zu zeigen, was in ihm steckt.
Wie bist du zu Wheels of Motion gekommen?
Hasan: «Mein Teamleiter hat mir davon erzählt und Arbeitskollegen, die daran teilnahmen, haben davon geschwärmt. Da war für mich sofort klar, dass ich bei Wheels of Motion dabei sein muss.»
Warum genau?
«So kann ich mein liebstes Hobby – das Fahrradfahren – ausleben. Das ist doch super! Zudem will ich mich selbst herausfordern, meine Komfortzone verlassen, an meine Grenzen gehen und darüber hinaus. Ich bin gespannt, wie weit ich mit dem Fahrrad komme. Aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Ich will kämpfen bis zum Ziel. Ich bin mir sicher, dass es hart werden wird. Jedoch vertraue ich den Leitern Michael, Tobias, Stefan und Frosan. Ich weiss, dass sie gut auf uns schauen, damit uns nichts passiert.»
Am 31. August geht die Tour los. Wie bereitest Du dich auf deine erste Tour vor?
«Ich gehe viel Radfahren, Wandern, Spazieren und ins Fitnessstudio. Ausserdem trifft sich das Wheels-of-Motion-Team zweimal pro Woche zum Spinning und Vitaltraining. Am vergangenen Samstag haben wir eine gemeinsame Ausfahrt unternommen. Wir fuhren nach Roggwil, weiter nach Häggenschwil, St.Pelagiberg und Almensberg. Anschliessend fuhren wir zusammen zurück nach Roggwil. Das hat Spass gemacht.»
Wie läuft das Training für dich?
«Manchmal habe ich beim Fahrradfahren ein leichtes Muskelzittern. Vor allem beim Start. Ich darf mich nicht stressen lassen, sonst blockiert mein Körper sofort und das Zittern beginnt. Der Grund dafür ist meine halbseitige Lähmung, die ich seit Geburt habe. Im Training bemerkte ich zudem, dass mir das Fahren auf Kieswegen und das Bergabfahren noch Mühe bereiten. Das ist die Angst, die mit mir spielt. Das alles ist aber nicht schlimm. Ich habe genug Zeit, um zu trainieren und an mir zu arbeiten. Das Training macht viel Spass, ist aber auch sehr anstrengend. Im Moment habe ich etwas häufiger Muskelkater.» (lacht)
Willst Du etwas mehr über Deine körperliche Beeinträchtigung erzählen?
«Bei meiner Geburt fehlte mir Sauerstoff. Dadurch wurde meine rechte Gehirnhälfte beschädigt. Das führte zu einer Lähmung meiner rechten Körperhälfte. Seitdem habe ich zum Beispiel Mühe mit der Feinmotorik und ich hinke beim Laufen. Als ich sechs Jahre alt war, erlitt ich zudem bei einem Unfall einen Kieferbruch. Leider war mein Kiefer damals noch im Wachstum. Deswegen musste mit der Operation gewartet werden, bis ich 20 Jahre alt war. Auf diese Weise entwickelten sich anhaltende Probleme beim Sprechen.»
Wie gehst Du damit um?
«Ich bin damit geboren und lebe schon lange damit. Ich kenne es nicht anders. Früher hat es mich verletzt, wenn mich jemand „behindert“ genannt hat oder wenn ich aufgrund meiner Einschränkungen gehänselt oder nicht ernst genommen wurde. Doch inzwischen habe ich gelernt, das nicht allzu nah an mich ranzulassen. Statt mich zu Hause zu verkriechen, will ich raus und mich bewegen. Das tut mir gut. Klar, ich kann vielleicht nicht rennen oder Tennisspielen. Doch dafür liegen mir andere Sportarten besser, wie etwa das Fahrradfahren.»
Du hast kürzlich ein neues Fahrrad erhalten – wie kommst Du damit zurecht?
«Ja, das hat mich sehr gefreut. Ich komme super damit klar, obwohl es schon was anderes ist; ich war lange mit einem Klappvelo mit kleinen Rädern unterwegs. Das neue Fahrrad mit grossen Rädern und mehr Übersetzungsbandbreite fährt sich wirklich toll und macht Spass.»
Wie ist Dein Verhältnis zum Team?
«Da gibt es keine Probleme. Wir sind ein junges Team, verstehen uns gut und helfen uns gegenseitig. Der Zusammenhalt ist mir wichtig. Ich hoffe, dass das so bleibt.»
Was gefällt dir an Wheels of Motion besonders gut?
«Ich schätze den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung im Team sehr. Wenn ich Hilfe brauche, ist immer jemand zur Stelle, der mir die Hand reicht. Das ist toll.»
Gibt es auch etwas, was dir weniger gefällt?
«Nein. An Wheels of Motion gibt es nichts auszusetzen. In meinem Umfeld gibt es aber Leute, die sich über mich lustig machen und blöde Sprüche klopfen. Natürlich nehme ich mir das nicht zu Herzen. Aber es nervt mich trotzdem.»
Denkst Du, dass diese Leute eifersüchtig sind?
«Ja, das kann gut sein. Sie sehen eben nur die schönen Videos und Fotos im Blog, auf denen alle lachen und alles ganz leicht aussieht. Es ist mir wichtig, dass die Leute wissen, dass Wheels of Motion keine Spazierfahrt ist. Es steckt viel Arbeit dahinter. Sie sehen nicht den Schweiss und sie spüren nicht den Muskelkater. Sie sind sich einfach nicht im Klaren, wie hart ich trainieren muss, um mein Ziel zu erreichen.»
Was bedeutet es dir, bei Wheels of Motion dabei zu sein?
«Oh, das ist schwierig in Worte zu fassen. Es bedeutet mir sehr viel, denn ich kann damit etwas Gutes für mich erreichen und zeigen was ich kann.»
Welche Ziele hast Du dir für Wheels of Motion gesetzt?
«Ich will unbedingt den Albula-Pass bezwingen. Da geht es kilometerweise nur steil bergauf, und die Tour insgesamt umfasst mehr als 6000 Höhenmeter und Etappen von bis zu 100 Kilometern. Der Albula-Pass ist wahrscheinlich der grösste Pass der diesjährigen Tour. Wenn ich diesen Gebirgsübergang hinter mich gebracht habe, stemme ich mein Fahrrad in die Höhe und juble vor Freude. (lacht) Ich will meine erste Wheels-of-Motion-Tour unbedingt schaffen. Wenn ich das packe – dann habe ich schon Vieles erreicht und bin glücklich.»
Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Spass und viel Erfolg. Schön, dass Du dabei bist.

