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«Streng und schön»

07.08.2025

Was macht man, bevor man in der Gruppe auf eine grosse Tour geht? Man rekognosziert sie zuerst genau. Michael Haller, Initiant und Projektleiter von Wheels of Motion, macht das jedes Mal aufs Neue. Welchen Eindruck hat er von der jüngsten Tour?

Michael, Du hast Dir die Tour 2025 genau angeschaut. Dein Eindruck?

Streng und schön. Manchmal sehr steil. Der Pragelpass von der Westseite her: Ich musste es der Gruppe offen sagen: Es wird hart. Aber wir sind vorbereitet. Ich hatte zu kämpfen und musste einen Gang runterschalten; es geht schier endlos mit einer Steigung von 14 und mehr Prozent aufwärts. Ich habe einen Bauernbetrieb entdeckt, wo es gute Glacé gibt unterwegs Richtung Passhöhe. Da werden wir mit der Gruppe einen Halt machen, der uns mit den Strapazen versöhnen soll.

Das landschaftliche Highlight?
Das Berner Oberland und die Grosse Scheidegg. Der Aufstieg ist hart, aber es geht gut, weil kaum ein Strassenverkehr da ist, der dich nervös macht. Du bist gemütlich unterwegs, am Fusse des Schreck- und Wetterhorns, und Eiger, Mönch und Jungfrau sind Deine Zeugen: Du bist unterwegs auf einem der schönsten Alpenübergänge. Danach kommt gleich der Brünigpass, nochmals ein Anstieg, aber ja, warum nicht. Gut, dass der Veloweg durch den Wald führt. Der Transitverkehr ist intensiv.

Was werden die Teilnehmenden von der Tour haben?

Es ist eine beflügelnde Erfahrung, schöne Gegenden zu erkunden und dabei zu merken: Es ist mehr möglich als man hätte glauben können. Die Bewegung setzt gute Gefühle frei, sie bringt Zerstreuung und Fokus zugleich. Das Ankommen am Ende der Tagesetappe ist immer etwas Bewegendes: Du bist da, am Ziel. 92 Kilometer und 1800 Höhenmeter hast Du heute erfolgreich unter die Räder genommen, acht Stunden am Stück. Jetzt ist Zeit für eine Pizza und ein Erfrischungsgetränk. Und dann geht’s ins Bett, weil die Karawane morgenfrüh weiterzieht: Die nächste anspruchsvolle Etappe erwartet Dich.

Könntest Du dich daran gewöhnen?

Ja, ich mach’s gerne, freiwillig. Aber eine Woche reicht schon. Dann brauche ich etwas Abstand. Wobei ich dem Fahrrad treu bleibe. Es begleitet mich fast jeden Tag auf dem Arbeitsweg und bei mancher Tour über des Thurgaus sanfte Hügel.

Wie ist die Stimmung in der Gruppe?

Eine starke Gruppe ist zusammengewachsen. Mich freut die Vielfalt und wie sich alle vertragen und unterstützen. Einzelne Teilnehmende beeindrucken mich besonders mit ihrer Verbindlichkeit. Alle sind sehr fleissig.

Gibt es auch Erlebnisse, die dich nachdenklich stimmen?

Wir sind gefordert, einzugreifen, wenn jemand dazu neigt, sich zu verausgaben. Wir möchten an die Grenzen gehen, das ist Teil des Konzepts. Aber wir müssen auch wissen, wann es ausgereizt ist. Niemand in dieser Gruppe muss dem Nächsten etwas beweisen, nur sich selbst. Jede Person hat den Pegel auf einer anderen Stufe; das gilt es zu akzeptieren. Es ist kein Wettbewerb, schon gar kein Rennen, sondern ein Miteinander mit gemeinsamem Ziel. Am 13. September 2025 brechen wir auf. Hinter uns liegt eine intensive Vorbereitungszeit mit Spinning-Einheiten, Vitaltrainings in der Karateschule und gemeinsamen Ausfahrten.